7. Dezember 2020 "Donoh kridde jeder sei Chreskinche" - Heimatliches

Heute wird es heimatlich. Wir schnuppern hinein in ein aktuelles Projekt des Heimatvereins Alte Vogtei Burbach. 

Zur Inspiration fürs eigene Erinnern. 

Und um womöglich (neu) ins Staunen zu geraten über ein Identität stiftendes, aber leider aussterbendes Phänomen, das "Bladdschwätze"...

 

Die dörfliche Sprachkunst pflegen

Mit seinem Projekt „HeimatWerken“ nimmt der Heimatverein Alte Vogtei Burbach die Geschichte des eigenen Dorfes in den Blick. 

Erkundet werden alltags- und sozialgeschichtliche Themen, um sie als Dorfgeschichten ins Gespräch zwischen Jung und Alt, Zugezogenen und Alteingesessenen zu bringen.

Gewohntes und Besonderes aus Burbach und der Region sollen entdeckt und gemeinsam betrachtet werden, damit die Verbundenheit mit dem Dorf und seinen Menschen gestärkt wird.

Insbesondere gilt es, die dörfliche Sprachkunst in den Blick zu nehmen, das „Borbijer Bladd“

Lange Zeit galt Plattsprechen als rückständig. In den Schulen und in vielen Elternhäusern bemühte man sich, das Plattsprechen der Kinder möglichst im Keim zu ersticken. Zu groß war die Sorge, die Gewohnheit des Plattsprechens könnte dem Bildungserfolg der Kinder im Weg stehen. Dieses Bemühen war mehr als erfolgreich. Das Ergebnis: Heutzutage gibt es immer weniger junge Menschen, die noch "Bladd schwätze konn". 

Schade eigentlich!  

Immerhin hat sich das Platt-Deutsch seinerzeit als Ausdruck einer Art Protestbewegung gegenüber der Gelehrtensprache entwickelt. 

Das „Borbijer Bladd“ gehört mit seinem moselfränkischen Einschlag zum unverwechselbaren Fingerabdruck des Dorfes. 

Auch in einer vielsprachig vernetzten Welt lohnt die Begegnung mit der Kunst der traditionsreichen MundART.

Ein konkretes Produkt des Projekts "Borbijer Bladd" ist der Film "Weihnachten", in dem die Burbacherin Sigrid Kobsch ihre Erinnerungen an ihren Heiligen Abend als Siebenjährige in der Nachkriegszeit mit uns teilt.  

Ein wahrhaftig zu Herzen gehender Film!

 

Erstellt hat den Film der Siegener Filmemacher Roman Knerr.

 

Heimatverein Alte Vogtei Burbach

Der Heimatverein Burbach ist zutiefst mit der namengebenden Alten Vogtei verbunden. Das stattliche Fachwerkgebäude bildet nach seiner Errichtung um 1700 über Jahre und Jahrzehnte den Amts- und Gerichtssitz, wird später zum Wohnhaus für den Amtmann, den Hirten, die Hebamme und den Polizisten, ist aber im 20. Jahrhundert zunehmend dem Verfall preisgegeben. 

Als der Abriss droht, gründet sich der Verein Alte Vogtei, der 1979 mit dem örtlichen Heimatverein zum „Heimatverein Alte Vogtei Burbach e.V.“ fusioniert. Mit Erfolg streiten die Mitglieder für den Erhalt des historischen Gebäudes. 

Die Gemeinde Burbach beschließt die Sanierung und 1982 wird die restaurierte Alte Vogtei wieder eingeweiht. Ein Jahr später übernimmt der Heimatverein die zugehörige Zehntscheune, in der 1989 das Museum „Leben und Arbeiten in Burbach“ eröffnet wird. Als 25 Jahre später eine weitere Sanierung erforderlich wird, beschließen die Gremien der Gemeinde und des Heimatvereins eine Neuausrichtung, in die auch die Außengestaltung mit „Backes“ eingebunden ist.

 

Heimat gestalten und erhalten

Neben den klassischen Aktivitäten des Heimatvereins sind der Erhalt und die Weiterentwicklung der Alten Vogtei als besonderer satzungsgemäßer Zweck festgelegt, damit die Geschichte und Geschichten Burbachs lebendig bleiben. Der Heimatverein versteht Heimatpflege insofern als gesellschaftliches Engagement für ein gelingendes Miteinander aller Bürgerinnen und Bürger Burbachs ungeachtet ihrer Staatsangehörigkeit, ethnischen Herkunft, Religion sowie der sozialen und rechtlichen Stellung.

Zur Internetseite des Heimatvereins Alte Vogtei Burbach geht es hier


ZUM TIEFERGRABEN:

Hier gibt es spannende Informationen zum 

zum Siegerländer Platt

und 

zum Wittgensteiner Platt .

Ein Besuch auf der Internetseite "Geschwatt", erstellt von Pfr. i.R. Thomas Hölzer lohnt ebenfalls!

Hilfestellung für eigene Recherche zur Herkunft von Mundartlichem bietet die interaktive Seite des Landschaftsverbandes Rheinland-Westfalen-Lippe mit dem etwas sperrigen Titel "Kommission für Mundart- und Namensforschung". 


EIN SELBST-TEST:

Wie gut verstehst Du Siegerländer Platt? Teste Dich selbst! 

Wenn Du etwas nicht zu übersetzen weißt, melde Dich .- entweder in den Kommentaren oder per Mail unter heike.dreisbach@kirchenkreis-siegen.de. 

Oder frag Deine Großmutter um Rat. Oder den Nachbarn. Oder die Leute aus dem Vorstand Deines örtlichen Heimatvereins... 


1. Henner: "En Menge Lü laache jo über dähn Begreff "Heimat". -Frieder: "Dad sin och de  erschde, die plärrn, wenn se im Usland sin."
 
2. "Wenn der Schlaue noged, passierd wad der Domme well".
 
3. "Dem ka mer och bim Goh de Schoh besohln!"
 
4. "Den ha so ooch bim Bedeemache gefonne!"

5. "Mer muss och wonn, wenn mer wad well!"

6. "Mer moss immer i Bewäjung bliiwe. Os Omma häd med 60 angefange jeden Daach 5 Kilomeder ze laufe. Und etz es se 97 und kin Mensch wejs wo se es."

7. "Wieviel Lüh arwe bi ow of der Firma?" -  "Ohgefähr ej Dreddel."

8. "Dä häld et net so genau."

9. "Blieb wi de best. Die annern girred ald!"

10. "Saache girret, die girred ned!"


Bis morgen, beim nächsten Türchen!


 



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